Es ist so weit. Ich bin nun offiziell Ver.di Musik Mitglied. Das Briefchen, das meine Mitgliedschaft bestätigt, kam gestern mit der Post. Damit habe ich mir ein halbes Jahr Zeit gelassen. Nicht nur weil es einen zusätzlichen Kostenpunkt für mich pro Monat bedeutet, sondern auch das Bekenntnis sich einer Gemeinschaft zugehörig zu sehen, ist für mich als freie Musikerin, eine grundsätzliche Frage. Warum Ver.di und nicht GDBA oder DOV? Wenn ich eine Aussicht auf die Zukunft wagen mag, dann sehe ich mich den freien kreativen Künsten als zukünftige digitale Bohemienne mehr zugehörig, als einer einzelnen Gemeinschaft der deutschen Bühnen.
Neben Ver.di möchte ich mich lokal viel mehr mit der Szene vor Ort vernetzen und aktiv gemeinsam mit Opernsänger*innen, Kreativen und Kunstschaffenden mich austauschen. Ich habe den Eindruck, dass GDBA und DOV für mich persönlich zu eigenbrödlerisch sind.
Dass es wichtig ist eigene Wahrnehmungsgrenzen zu überwinden und von seinem Elfenbeinturm herab zu kommen, habe ich auch noch einmal in dem Gespräch mit Maria Köhler vom Kreativen Leipzig e.V. für unseren letzten Interviewteil des Leipziger Dialogforums Zukunftsmusik bemerkt. Die Klassikszene macht einfach zu häufig dicht und lässt Austausch nicht geschehen. Auch der merkwürdig anmutende Geruch mit seiner Kunst Geld zu verdienen, spielt hier mit rein. Ist Musik die anspricht und wofür Menschen bereit sind zu zahlen gleich zu Mainstream, zu konsumiert und demnach keine wahre Musik?
Ich bin der Meinung, dass das Umgehen der Debatte darüber eigentlich das Übel ist. Und bin froh, wenn Menschen wie Arno Lücker in seinem Blogeintrag „Die Abschaffung des Kulturradios“ wenigstens eine herrliche Debattenkultur anstoßen. Ob man den Stil sprachlich mag und Arno inhaltlich bei seiner Auskotzerei unterstützen mag, spielt meiner Meinung nach gar keine Rolle. Ich wünschte mir mehr davon. Mehr freie Rede, mehr Gedanken der Musiker zum Thema Qualität in der Musik.
Ein positives Beispiel, wie Soziokultur und Klassik Hand in Hand gehen kann, zeigte sich aber schon zuvor als ich mit Gregor Nowak vom Schumannhaus Leipzig e.V. sprach. An dieser Stelle ist hochkarätige Klassik mit der musikalischen Bildung der Clara Schumannschule verbunden. Auch habe ich in dem Gespräch für mich mitgenommen, dass Konkurrenzdenken von Musikinstitutionen in einer Stadt zwar natürlich ist, da man in Hinblick auf Fördergelder ja in einem gesunden Wettbewerb miteinander steht, aber die Augen und Ohren für ein Miteinander immer offenhalten sollte. Herr Nowak betonte hier merkbar die Kraft von Synergieeffekten und das Lernen voneinander.
Nachdem ich mich in den letzten Tagen so sehr über meine Absage zum Stipendium-Programms NEUSTART Klassik geärgert habe und zahlreiche Rückmeldung hier meine Haltung, die ich auf facebook zum Ausdruck gebracht habe, bestätigen, muss an dieser Stelle aber gesagt werden, dass der Weg zu einem Miteinander; einem gesundem Wettbewerb; dem Austausch, der Synergieeffekte bringen kann, noch sehr steinig in der Klassikbranche ist, wenn Organe wie der deutsche Musikrat sichtlich intransparent und elitär alleinig seine eignen Zöglinge unterstützen. Dann ist die Innovationskraft sehr gering, da es komplett dem Zufall überlassen wird, wo wirklich Mehrwert und Neues entstehen kann.
Das Leipziger Dialogforum ist also offiziell im Kasten und hinter den Kulissen wird fleißig geschnitten und um das perfekte Audioformat gerungen. Die ersten Episoden (Gäste: Dr. Skadi Jennicke und Lukas Pohle) werden in dieser Woche unserem Medienpartner #sogehtsächsisch übergeben und ich werde ein kleines Preview-Streaming für Ale Interessierte anbieten. Wer hier exklusiv dabei sein möchte, kann sich gerne bei mir melden.
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Eine frühlingshafte, kreative Woche wünsche ich euch.