„Sind so kleine Hände, winzge Finger dran“ war noch bevor ich jemals von Wolf Biermann hörte einer meiner Lieblingslieder, die ich zu meinem mäßigen Gitarrenspiel sang. Ich war damals 12 Jahre alt und hatte keine Ahnung wer Bettina Wegner war. Heute hat meine Mama Geburtstag und vor ein paar Wochen hörten wir gemeinsam ein Konzert von Bettina auf Youtube – diese rauchige Stimme erinnert an Edith Piaf. Ihre Emotionalität und Ehrlichkeit berührt, wie sie sich und die Texte ohne viel Theatralik vorträgt. Und irgendwie auch wenn ich nur 4 Jahre alt war als die Mauer fiel, öffnet sich so etwas wie eine Sentimentalität für die Zeit davor, wenn ich Sie höre.
Ich hatte ja Glück – bin dem Unheil entkommen. Unheil? Die Menschen – meine Familie – haben mir beigebracht das Leben mit viel Freude, Lachen, ein Stück Bescheidenheit und Empathie für Andere anzugehen. Ich denke, dass das so in vielen Familien war. Diese besondere Mischung führt dazu, dass man Nähe anders empfindet und total glücklich ist auf einem Haufen zum Geburtstagsfest zusammen zu kommen, auch wenn es diesen süßen Schaumwein gibt. Was häufig im belächelt wird, ist eigentlich ein großes „JA“ zum Leben und man feiert, dass man sich hat.
Manchmal denke ich, dass wir heute viel mehr als je zuvor ein Stück dieser Unbekümmertheit im Privatem braucht, die es im Osten gab. In der Pandemie jetzt erfahren wir wieder, wie es ist nicht Reisen zu dürfen, nicht jeden Samstag in der Stadt ein neues Shirt zu shoppen… Und na und? Uns geht es doch gut. Aber, dass man nicht auf einem Haufen Geburtstag feiern kann – das geht schon auf den Keks und knabbert auch an meinem Wohlgefühl. Also machen wir heute eben mit der ganzen Familie ein Online-Geburtstagsfest via Skype und Whatsapp: Schaumwein, Gesang und Gelächter! Manchmal braucht es gar nicht viel, um glücklich zu sein. Das Motto schlechthin, um (wie heißt es so schön heutzutage?) resilient zu sein.