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Mehr Kunst wagen – weniger zaudern & peitschen

Ganz ehrlich: Anstatt weiter nach Hygienekonzepten zu suchen und dafür so viel Energie und Zeit zu verschwenden, wäre es nun an der Zeit zukunftsweisende Musikkonzepte zu produzieren. Ich bin enttäuscht, dass die Konzertwelt sich einmal mehr in ihrem musealen Sumpf begibt. Ein abgespecktes Salzburg? Wie soll es denn anders aussehen, als ein billig eingekauften Thielemann, der froh ist dort ein wenig Beethoven á la carte zu servieren.

Ich wiederum darf mich glücklich sprechen, dass unser Engagement bei forma Leipzig e.V. immer innovativ und kompromisslos ist. Für die Vorstandsetage war es gar kein Thema das 10-jährige Jubiläum im August mit irgendwelchen Hygieneeinschränkungen zu vollziehen. Es wäre einfach nicht dasselbe. Geplant ist nun April 2021 und das ist auch gut so!  Auch wollen wir Kontakt – viel Kontakt! – mit unserem Publikum. Der Kulturbetrieb im Kleinen (Mikromarkt) scheint mir immer deutlicher der richtige Weg für das Überleben guter Musik auf hohem Niveau zu sein.

Für die nächsten Monate plane ich kammermusikalische Projekte, die auch im digitalen Format weiter erlebt werden sollen. Es muss wieder mehr, tiefer und eingängiger über Musik gesprochen werden. Einen Anfang habe ich mit meinem Youtube Kanal EN DIALOGUE gemacht.

Die Krise hat mir eines deutlich gezeigt: Die ernste Musik wird als solche kaum noch erkannt, noch verstanden. Zu sehr spricht man hier im Zusammenhang von Erlebnis, Happening und Relaxing Moments. Die ernste Musik ist vor allem Wissenschaft und Forschung. Warum ernste Musik? Ich benutze diesen Begriff, da es mir um einen vergleichbaren mangelt. In den nächsten Monaten werde ich mit Musikerkollegen über die Bedeutung und einen eventuellen Ansatz einer Alternative sprechen. Dazu bald mehr.  

Auch bei mir sind die Lockerung deutlich zu spüren. Ich reise wieder, treffe mich mit Musikerkollegen, studiere Partien –  bald gibt es den einen oder anderen Gottesdienst bei den man wieder musizieren darf. Ich wage jetzt mehr Kunst im Netzt und draußen. Dafür zaudere ich nicht, peitsche auch nicht. Im Grunde sage ich mir jeden Tage, als wäre es mein erster an dem ich wie erstarrt Alban Bergs Woyzeck sah, wofür ich und alle Künstler ein anderes Leben wählen: music comes first.

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