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Was war und was ist | Rückblick auf das Jahr 2020

Zurück aus der verlängerten Weihnachtspause, begrüße ich Euch im neuen Jahr 2021. Normalerweise hat man ja immer so ein aufgeregtes, fast mit Schmetterlingen im Bauch versetztes Gefühl zum Jahreswechsel. Vorsätze sind es das eine, aber meist sind es die Erwartungen an ein noch glücklicheres Leben, die den Silvesterabend zur ausgelassenen Feierlaune führen.

Auch in diesem Jahr hörte ich auf meinen Bauch. Noch während wir das Silvestermenu vorbereiteten (dieses Jahr Dinner zu viert mit Freunden), kam das Gefühl empor: aufgeregt, nervös und dann doch – so richtig gewagt auszusprechen habe ich es nicht – hilflos blicke ich auf das Jahr 2021. Gott sei Dank kann gutes Essen und gute Gespräche über das Innere hinwegtäuschen und der Silvesterabend war fast normal. Richtig schön sogar: Punkt 12 Uhr gab es eine großes Wunderkerzenfest, die Menschen wünschten sich alles Gute von Fenster zu Fenster. Da schwingt dann wieder viel Hoffnung mit.

Jetzt liegen 365 Tage vor uns, die von der Pandemie überschattet werden:  Wieder gilt es sich je nach Situation und Lage einzurichten, Tage und Wochen werden sich hinziehen für die es keine Normalität und vor allem keine Blaupausen, keine Anleitung gibt, wie man mit dem Konzertleben weitermacht.

Eigentlich hätte im Dezember das Leipziger Dialogforum ZUKUNFTSMUSIK starten sollen das diese Frage mit Musikern aus der Klassikbranche und Medienfachleuten aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. In Kooperation mit MAYFILM und dem Team von #sogehtsächsisch haben wir eine 6-teilige Interviewreihe geplant. Nun blicken wir laut Projektplan mit der Veröffentlichung auf Februar.

Wenn ich auf das zurückliegende Jahr schaue, dann ist es der eigene Wille und der Mut zum Weitermachen, der einen durch diese ungewissen Zeiten trägt. Gerade höre ich im Radio, wie ein Schulbuchautor darüber spricht, dass die Corona-Pandemie in zwei Jahren 4 Doppelseiten in den Geschichtsbüchern füllen wird. Das ist gleichzusetzen mit dem 2ten Weltkrieg. Beim Vergleich habe ich dann ein Koß im Hals. Ich frage mich, warum nicht anstatt dessen unsere Gesellschaft über den Umgang mit der Bildung grundsätzlich nachdenkt und andere Wege einschlägt. Das Sammeln von Fakten und Begriffe (Droste, RKI, socialdistancing, Querdenker etc.) wird einer Bildungsgesellschaft nicht gerecht. Beim Blick auf 2020 würde mir auch nicht zuerst einfallen, dass Corona nun in den Geschichtsbüchern stehen muss. Vielmehr, dass Wissenschaft und Forschung einen zentralen Platz in den öffentlichen Debatten haben sollte.

Was fällt mir also ein, wenn ich an das vergangene Jahr denke?

5 Dinge, die mich 2020 am meisten beschäftigt haben

Rassismus

In Deutschland wird dieses Wort ungern ausgesprochen. Lieber spricht man von Diskriminierung oder Fremdenfeindlichkeit. Aber Rassismus ist so viel mehr. Black-Lives Matter im Frühjahr 2020 hat es gezeigt und Debatten um dieses Thema haben es gezeigt: Wir sind längst nicht in der Moderne angekommen, solange im Grundgesetz der Begriff der Rasse vorkommt. Vielleicht wäre ein sensibler Sprachgebrauch ein guter Anfang, der Rücksicht nimmt auf das Gegenüber und denjenigen, der auch gerade nicht anwesend ist.

Frauenidole #museable

Nach den Teenagerjahren hatte ich lange kein Bedürfnis nach Role-Models, aber innerhalb der Pandemie, wurde mir bewusst, dass es sehr inspirierend ist sich an seine lieben Mitmenschen zu halten. Ich denke an so  viele wunderbare MusikerInnen, die wirklich einzigartige Projekte auf die Beine gestellt haben. Ich denk an Frauen, die in ihren Gebeiten wegweisend sind.

Hier verrate ich euch, welche vier Frauen (meine persönlichen Heldinnen) mich in 2020 am meisten inspiriert haben:  

Joana Mallwitz

Anais Nin

Simone Weill

Angela Merkel

Publikum? Bist du es?

Neben dem Stillstehen der Konzertbranche, den einbrechenden Ticketverkäufern, kam auch schnell die Frage nach der eigentlichen Marktrelevanz der Klassikbranche angesichts des immer grauhaariger werdenden Publikums auf. Dazu teile ich mit euch einen Artikel von Folkert Uhde im VAN Magazine, der uns nachdenken lässt. Stichwort: New Deal

https://van.atavist.com/2020-zukunft

Kulturverdrossenheit

Gibt es sowas wie eine Verweigerung sich mit den Dingen wirklich konzentriert auseinanderzusetzen. Hier spielt die Aufmerksamkeitsökonomie und Digitalisierung eine große Rolle. Ich glaube nicht, dass wir Alle so viel lieber zum Netflix-Chill übergehen als ein Buch zu lesen. Aber spürbar wurde in 2020, dass es Menschen gibt, die sich verweigern sich mit wissenschaftlichen oder auch künstlerischen Themen auseinanderzusetzen. Das Nicht-können oder Nicht-wollen ist da kaum voneinander zu trennen. Und darum auch ein psychologisch sehr interessantes Phänomen, da es alle Schichten einer Gesellschaft betrifft. Martin Burkhardts Texte haben mir in 2020 geholfen dieses Phänomen besser zu verstehen.

Zum Nachlesen:

Kleine Konzert & große Wirkung

Jeder Musiker hat das in 2020 erlebt: Konzerte mit eingeschränkten Publikumszahlen, so dass nach oder sogar während der Konzerte Raum für Gespräch möglich war. Musik wurde wieder inniger gehört und intensive Momente des Musizierens entstanden. Musik ist hier nicht nur museal, sondern im Jetzt-Moment relevant. Das war schon was sehr Besonderes! Insbesondere die Begegnung mit Ilse Ritter ist hier sehr hervorzuheben. Die große Schauspielikone, die einer kleinen Sängerdarstellerin sagen muss, was sie eigentlich tun soll: Hoffnung und Liebe verbreiten. So recht hatte sie.

Nächste Woche dann der Ausblick auf das Jahr 2021. Ich wünsche euch Frieden im Herzen, Schaffenskraft und eine große Portion Lebensmut. Bis dahin! Juliane

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