Ich bin so dankbar in der letzten Woche die Möglichkeit gehabt zu haben mit zwei wundervollen Musikerinnen – Cecilia (Cellistin) und Eva (Dirigentin) – über ihre Projekte zu sprechen. Dabei ist mir bewusst geworden, dass der vermeintliche Stillstand der Konzertwelt eine neue kreative Welle in Bewegung gesetzt hat. Wunderbar!
Gerade jetzt scheint die Zeit reif, um die Bedeutung der Kammermusik in kleineren Kreisen wieder mehr herauszustellen. Ich finde es wundervoll, dass auch die Semperoper mit dem Format Semperoper Zuhause diese Chance genutzt hat. Ich hoffe sehr, dass diese Formate auch nach Corona erhalten bleiben.
Hier mein persönliches Highlight aus dieser Reihe:
Mit Cecilia habe ich mich über die in Vergessenheit geratene Hausmusikkultur ausgetauscht. Bei ihr in Wien gibt es tiefe Wurzeln einer gelebten Hausmusikkultur und sie hat mir erzählt, welch‘ große Chancen darin liegen hieran wieder anzuknüpfen. Auch hat sie betont, dass in solchen Konzertsituationen ein verantwortungsvolles Miteinander zu einem lebendigen Austausch über Musik erst möglich ist.
Ich kann das nur bestätigen und werde mir vornehmen auch hier bei uns in Leipzig Hausmusik wieder aktuell zu machen. Mit verstaubter, förmlicher Soiree bei denen man anschließend soll das natürlich gar nichts zu tun haben – eher mit einer ungezwungenen, lockeren Begegnung bei denen man nicht schief angeschaut wird, wenn zwischen den Sätzen oder innerhalb eines Liedzyklus‘ mal eine Frage gestellt wird.
Cecilia setzt sich seit längerer Zeit mit ihrer Reihe MEIN KONZERT für ein blühende Hausmusikkultur in Wien ein und war mir damit eine große Inspiration.
Andere innovative Formate, die in unser modernes Leben passt – das wünscht sich auch Eva. Wir mussten beide so lachen, als wir festgestellt haben ähnliche Erfahrungen bei einem Konzertbesuch in der Hamburger Staatsoper gemacht zu haben. Für uns Musiker ist ein Konzertbesuch selbstverständlich und zwanglos – wie ein Gang zum Supermarkt.
Natürlich gibt es aber Konzertbesucher, die sehr viel Wert auf Etikette legen und dies auch zeigen. Das ist auch fein und soll gar nicht angegriffen werden. Dennoch so Eva „ist es ein bisschen das Einzige“ und kann sich sehr gut vorstellen, dass wenn klassische Musik wieder nahbarer wird – man eben nicht in die zugeknöpfte Abendgarderobe steigen muss, um ein klassisches Konzert zu besuchen – das Konzertleben bereichert werden kann.
Dass klassische Musik relevant ist und nur mit seinem Image kämpft zeigt die lesenswerte YOUGOV Studie (-> hier).
Eva hat auf ihrem Youtube Channel die Reihe COCO – corona concerts gestartet und schenkt uns jeden Tag ein neues Stück auf ihrem Toypiano.
Was es wohl heute gibt? Schauen wir mal…
Mit ihrer Lebensfreude und Leidenschaft für neue digitale Formate hat sie mich auf jeden Fall angesteckt.
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