Musik ist alles, aber dann eben doch nicht.
Ihr kennt das vielleicht… Man arbeitet hart an der Vorbereitung eines neuen Programms, einer neuen Partie oder einfach auch Organisatorisch für das nächste Vorspiel oder Vorsingen.
Man bleibt ganz verbissen daran das Notenmaterial, Text , Stilistik und Ausdruck zu studieren. Allmählich fühlt sich der Weg hart und schwer an, wirklich auf der Bühne überleben zu können und man beginnt zu zweifeln. Abstand, Sackenlassen und einfach mal wieder was anderes tun ist dann angesagt.
Verbissenheit und Starrsinn tut der Musik so wenig gut, wie zu viel Zucker in deiner Lieblingssüßigkeit. Wie können wir uns also mit vollem Fokus und Disziplin auf die Musik einlassen, ohne diese Aufgabe als die existenziellste unseres Lebens zu begreifen?
Mir hat dabei das Standardwerk 7 habits of highly effective people von Stephen R.Covey geholfen.
Das TIME Magazine zählt Covey Werk zu den 25 einflussreichsten Management-Methoden. Oh je das klingt jetzt ganz trocken: Management- Methode, aber im Grunde geht es viel mehr darum, wie man effektivsten mit sich und anderen umgeht. Ein Schlüsselwerk in Sachen human
Bevor es richtig los geht: Ihr könnt den Blogbeitrag auch als Podcast hören. Hie gibt es einen kleinen Einblick:
Der wohl berühmteste Gedanke von Covey geht davon aus, dass jeder Mensch eine Art Google Maps im Kopf hat, die sowohl sehr persönlich-familiär geprägt ist, als auch zeitlich-gesellschaftlich.
In den 80ern von Covey formuliert – hat dieser Gedanke mittlerweile auch Einzug in die Medizin gehalten. Dabei untersucht man den phsychobiografischen Hintergrund eines Menschen. Ein Bereich der Altenpflege beschäftigt sich mit der psychogeriatrischen Pflege, die die Gewohnheiten eines alternden Menschen stark berücksichtigt. Gerade bei Demenz-kranken Menschen kann dies ganz erstaunliche Effekte haben und dabei die medikamentöse Behandlung herabsetzen.
Auf Basis dieser sehr subjektiven, inneren Karte orientieren wir uns im Leben.
Sie ist überlebenswichtig als soziales Wesen im Kontext zu agieren, lässt uns aber auch dazu neigen mit Scheuklappen vor den Augen rumlaufen und sogar eigene Fähigkeiten den äußeren Rahmen unterzuordnen.
Es gilt also diese Scheuklappen zu entfernen, ohne seine Google maps vollständig in Frage zu stellen.
Was hat das mit dem Alltag als Musiker zu tun?
Beispiel 1 : Was tut ein Musiker jeden Tag? Ja richtig, proben, üben, die Verbindung mit dem Instrument warmhalten. Wenn wir eine Partie studieren, ist es richtig kritisch alle Aspekte des kompositorischen Werkes zu hinterfragen, auch werden die Hörer sehr wohl konzentriert auf die Klangfarbe, die virtuosen Fähigkeiten und den Ausdruck legen… Zu oft verfallen wir in die Versuchung dabei Klangbeispiele und fertige Interpretationen im Kopf zu haben. Hier gilt es genau zu bestimmen, wann benutze ich meine Google Maps (also meine innere Karte) und wann ist es sinnvoll sich komplett auf etwas Neues, Experimentelles einzulassen.
Beispiel Nr. 2: Neben dem einsamen Üben sind aber andere Ebenen genauso wichtig im Leben eines Musikers. Die Kommunikation mit den Orchestermusikern, den Dirigenten und den anderen Sängern ist eine Königsdisziplin. Gerade heutzutage, wo eben zum Glück nicht mehr alles in eine Hierarchie gepresst wird, ist diese Ebene um so wichtiger. Nur durch Zusammenwirkung schafft man etwas Großartiges. Auch hier haben wir unsere Google Maps parat – die aber tückisch ist und häufig im sensiblen Kommunikationsbereich zwischen Musikern versagt. Ihr habt sicher den Satz tausendmal gehört: „Ah der und der, der ist ein Narzisst.“ So häufig betiteln wir andere Kollegen als Narzissten, wenn wir eigentlich nur sagen wollen, dass die Kommunikation nicht möglich ist. Dabei wäre es angebracht unsere innere Karte mal auszuschalten, aktiv und neutral zuzuhören und unsere eigenen subjektiven Gefühle hinten dranzustellen.
Beispiel Nr. 3 Privatleben: Musiker, haben doch gar kein Privatleben. Oh man, wir alle kennen doch diese Geschichten des einsamen Künstlers, der zwar erfolgreich ist, aber Geborgenheit und Vertrautheit mit Familie und Freunden immer hintendran stellen muss. Dabei gibt uns eine bunte und liebevolle Welt außerhalb der Musik so viel Inspiration und Kraft für Sie. Musik und Leben bedingen sich einander. Gewohnheiten unseres Alltags bestimmen dabei die Balance zwischen Beidem. Auch hier hilft ein Blick auf unsere innere Karte, aber unser sehr persönliches Umfeld, unsere Fähigkeiten und unsere physische Konstitution kann diese Karte nicht abbilden. Gewohnheiten müssen wir uns selbst erarbeiten, wenn sie angebracht sind. Sie kommen nicht wie der Wind zu einem geflogen und sind plötzlich da.
Ich könnte noch ganz ganz viele weitere Beispiele aufführen. Aber zunächst reicht der Eindruck, dass unsere subjektive, innere Karte uns durchs Leben manövrieren hilft, aber es absolut Sinn macht sich zu fragen, ob die Version unserer Karte noch up to date ist.
Denn, was wollen wir sein? Gute Musiker, gute Sänger.
Wenn wir mal jetzt die stimmlich-technische Seite und die musikalische Bildung außen vor lassen… was ist denn ein guter Sänger?
Ein guter Sänger ernährt sich gut.
Ein guter Sänger sucht den Ausdruck in der Natur.
Ein guter Sänger ist körperlich stark.
Ein guter Sänger wird den Ausdruck in der Spiritualität zu empfinden wissen.
Ein guter Sänger ist kontaktfreudig und leicht im Umgang mit anderen.
Ein guter Sänger spricht mindestens 3 Sprachen neben seiner Muttersprache.
Ein guter Sänger kann es sich auch richtig gut gehen lassen.
Ein guter Sänger ist ein Organisationstalent.
Ein guter Sänger ist sorglos und frei.
Verfolgt man diese Aussagen, tut sich eine andere Welt auf, die eben nicht ausschließlich konzentriert auf das Musik-Machen ist.
Für uns ist Musik alles, aber um sie ganz zu erfassen dann auch eben nicht. Musik braucht Atem und Inspiration durch unseren Alltag, durch unsere Gewohnheiten. Das gute Sängerleben ist dann das, was wir in einer bestimmten Lebensphase bestimmen das es sein sollte.
Wir können auch nur bestimmen, nur das machen, was wir zuvor gedacht haben.
Im Grunde habe ich dies schon früh in meiner Laufbahn gespürt, dass die Einseitigkeit des Musik-Machens nicht gerade ein gutes Sängerleben oder einen guten Sänger ausmacht.
Ich denke da auch an die Kommilitonen aus der Musikhochschule – schöne Stimmen, die so verbissen an einer Arie, einem Lied tagein tagaus arbeiten und schließlich nicht den Mut fassen vorsingen zu gehen.
Oder wenn ich mitten in der Saison bin und ein Konzert und eine Vorstellung nach der anderen kommt, dann ist man in diesem Fokus – in der Konzertblase drin… nichts anderes scheint eine Rolle zu spielen. Dabei ist Abstand und eine Balance zwischen unterschiedlichen Welten, die den guten Sänger definieren, extrem wichtig. Wenn ich zurückblicke, beobachte ich wie ich selber in einer Endprobenphase alles andere als Unwichtiges Zeug begriffen habe. Es fehlte mir das Bewusstsein für die mir wichtigen Gewohnheiten.
Gewohnheiten müssen genauso erlernt, gelebt und geübt werden, wie die eigentliche Arbeit, die wir machen. Man wird feststellen, dass man vieles mit mehr Leichtigkeit angeht, weil man das Gefühl hat die Fäden seines Lebens selbst in der Hand zu halten.
Ich halte es darum für so wichtig mal den Blick außerhalb der Musik zu lenken, da das Business, die intensive künstlerische Arbeit einem Menschen enorm viel abverlangt. Da ist es gut ein paar pragmatische Instrumente, die einem das Leben erleichtern an der Hand zu haben.
Und damit zurück zu Stephen Covey:
Was ist also eine Gewohnheit.
Covey beschreibt eine Gewohnheit als Wissen, Verlangen und Fähigkeit.
Und es gibt 7 Ebenen von Gewohnheiten, die man bewusst machen und erlernen sollte.
Die erste Gewohnheit ist: Sei proaktiv
Ja das klingt jetzt wirklich nach diesem Management 1×1 für Dummies.
Wenn wir das Wörtchen aber mal auseinandernehmen, was steckt denn da drin:
Pro – vor
Aktiv – tätig
Also ein Vorausschauendes, überlegtes Handeln. Im ersten Moment denkt man, ach ist doch logisch, dass machen wir doch im Schlaf. Dem ist nicht so. Sie ist sogar eine schwere Hürde für jeden Menschen.
Selbst beim Musizieren gilt es sich nicht in sein Schneckenhaus zu verkriechen, sondern nach vorne zu denken.
Covey beschreibt diese Gewohnheit mit einem Satz, der wie Balsam für unsere Seele ist:
Du bist nicht deine Gefühle.
Unbewusst werden wir unsere Intentionen auf das Verhalten der anderen projezieren und uns selbst als objektiv begreifen.
Dieses Verhalten ist laut covey die absolute Mauer um überhaupt Beziehungen zu knüpfen.
Man kann zahlreiche Situationen an einem Tag beobachten, wo wir uns genauso verhalten. Wir denken, wir sind super objektiv und überlegt, aber letztendlich überlassen wir vieles unserem innerem Autopiloten.
Manchmal kehren wir einer Situation den Rücken, stellen uns ihr nicht…
Manchmal reagieren wir auf etwas in einer Art und Weise nur weil wir gerade einen bestimmten Artikel in der Zeitung gelesen haben….
Und sehr häufig sind wir von eigenen Erlebnissen eingenommen und wir denken, dass diese sich in einer bestimmten Situation wiederholen…
Von dem Bild Stimulation und Antwort (Schulz von Thun lässt grüßen) haben wir ja alle schon gehört. Aber wie schaffen wir es, dass unser Google Maps nicht automatisch den erprobten Weg sucht?
Im dem wir uns bewusst machen, dass wir sehr wohl wählen können eben nicht auf Autopilot zu funktionieren.
Wir haben die Freiheit zu wählen.
Wenn also uns eine Handlung des Anderen zugetragen wurde, ist die proaktive Antwort darauf zunächst Beobachtung, dann Reaktion, die unsere eigene Verantwortung und Werte miteinfließen lässt.
Hierbei wird kein Kopf in den Sand gesteckt.
Dabei ist es auch wichtig unsere Mitmenschen nicht als das Gegenüber, das Andere zu begreifen, sondern als ein für uns notwendiger, wichtiger Akteur, um Gutes zu schaffen.
Erst durch die Handlungen der Anderen können wir proaktiv und damit zunehmend kreativ, glücklicher und näher zu unserer Individualität sein.
Proactive ist also nicht pushy, sondern ein Ansatz anders zu sein und damit einen positiven Effekt zu erzielen und einen Wandel zu erzeugen.
Ein anderer Satz von Covey, der einen zu denken gibt ist:
Wir sind frei unsere Taten zu wählen, aber nicht die Konsequenzen daraus.
Als Kinder erleben wir das notgedrungen anders. Ihr habet bestimmt auch noch den Satz euer Eltern im Kopf: Denk doch an die Konsequenzen. Das ist für ein Kind wichtig, da es nicht selbstbestimmt handelt! Aber als Erwachsener fatal: Wir wollen und müssen zunächst an unsere Taten denken.
Und natürlich werden wir Fehler machen…
Um mit diesen gut umgehen zu lernen, hat covey die Gewohnheit Nummer 2 formuliert: fange mit dem Ende an
Hierbei handelt es sich darum wirklich ganz konkrete zukünftige Taten zu formulieren in Form von Mission statements, sich zu zentrieren und sich bewusst über seine verschiedenen Rollen im Leben zu machen.
Dabei wird man erstaunliches feststellen, entweder Dinge, die einen fehlen, Rollen, die man zu sehr an sich gerissen hat oder zukünftige Ziele, die kurzfristig gar nicht umzusetzen sind auf die man sich zu sehr konzentriert.
Ja man hat und man wird Fehler machen, aber umso deutlicher ich vom Ende her denke, umso mehr wird man feststellen, dass sich hier dein individueller Weg abzeichnet und auch Fehler werden uns weiter an unser Ziel bringen. Fehler sind hierbei Fehler und keine Relativierung nach dem Motto: Ach, ich hab ja irgdendwie draus gelernt. Sondern werden als eindeutige Fehler erkannt nach denen wir unsere zukünftige Taten genauer ausrichten können.
Dann kommen wir schon zu der Nummer der Drei der Gewohnheiten: Put first things first
Das klingt abgedroschen; ist aber wenn man sich das wahrlich noch einmal vors Auge hält total wichtig.
Wenn du gerade in einer super wichtigen Opernproduktion steckst, ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt dir deine Ängste als Musiker oder Sänger vors Auge zu halten und sich mit dem Kern der Angst zu beschäftigen. Also: First things first
Aber was Covey in diesem Kapitel eigentlich in meinen Augen so revolutionär formuliert ist die Regel der 4 Quadranten, die unsere Prioritäten definieren. Und uns damit die Macht über unsere Zeit wiedergeben:
Covey sagt die dringenden Angelegenheiten sind diese auf die wir reagieren müssen; die nicht dringenden Angelegenheiten sind diese auf die wir agieren können. Ergo müssen demnach die nicht dringenden Angelegenheiten jene sein, die von NATUR aus proaktiv sind.
Ich empfehle euch da mal einen Blick drauf zu werfen – das wird einen Ruhe geben in wirklich hektischen Zeiten, oder macht euch die Lebensphase bewusst, in der ihr euch gerade befindet.
Der nächste Schritt ist dann die Dinge so anzunehmen und zu einigen Sachen auch mal Nein sagen zu können und das aus vollem Herzen.
Okay soweit so gut. Bis hierhin hat man das Eine oder Andere sicherlich schon einmal gehört:
Gewohnheit Nr. 1 – Sei proaktiv
Du bist nicht deine Gefühle; man hat die Freiheit zu wählen; Und man wählt seine Taten, aber nicht die Konsequenzen
Gewohnheit Nr. 2 – Fange am Ende an
Fehler müssen sein, um dein Mission zu erfüllen
Gewohnheit Nr. 3 – first things first
Dringenden Angelegenheiten sind diese auf die wir reagieren müssen; die nicht dringenden Angelegenheiten sind diese auf die wir agieren können. Ergo müssen demnach die nicht dringenden Angelegenheiten jene sein, die von NATUR aus proaktiv sind.
All das ist wirklich das Basic Mindset für den Küchentisch mit dem man sich ab und zu mal beschäftigen wird.
Ab den kommenden Kapiteln geht es aber dem Individuum ganz schön an den Kragen und man wird Dinge für sich wiederfinden auf die man sehr selten ein Auge geworfen hat, die aber absolut wichtig für unseren Alltag sind.
Nach dem Küchentisch, geht’s nun wirklich ran an den Speck:
Als Einleitung zu den kommenden Gewohnheiten beschreibt Covey: Das Modell der wechselseitigen Abhängigkeit
Hierbei geht Covey davon aus, dass wir von Natur aus soziale Wesen sind, die reagieren. Reaktionen (im Grunde eine kinetische Bewegung) stiften uns dazu an Taten zu vollbringen. Im Umkehrschluss sind wir auch immer von den Anderen abhängig.
Gerade für uns Musiker ist das so hart zu verstehen – sind wir doch alle als Einzelkämper groß geworden. Aber die Wechselseitigkeit ist vollkommen natürlich und extrem wichtig:
Darin enthalten ist, dass der Andere andere Meinungen, Prinzipien und Erwartungen haben kann und diese mit unseren koalieren können. Was zählt ist der Umgang miteinander.
Insbesondere baut Covey auf dem Gedanken des ehem. UN Staatssekretär Dag Hammerskjöld auf, der für seine außerordentlichen Fähigkeiten als Mediator berühmt wurde und gesagt hat:
„It is more noble to give yourself completely to one individual than to labor diligently for the salvation of the masses.“
Der Kontakt auf Augenhöhe mit dem Einzelnen ist ein großer Anfang und kann sogar Beziehungen, die bereits verloren zu sein scheinen wieder heilen.
Dieses Kapitel ist – wie ich finde – so unglaublich wichtig für den Umgang in einer so sensiblen Branche, wie der Musik. Es gibt einen Werkzeuge an die Hand den schmalen Grad im Umgang mit den verschiedensten starken Charakteren besser zu meistern.
Darauf aufbauend geht es bei Covey, um die Kunst der Verhandlung und warum nur eine Win/Win Situation eine wirklich gelungene Verhandlung ist: Do not think competition, think cooperation!
Ja und gerade deswegen empfinde ich die 4 Gewohnheit die goldene Regel für uns Sänger: Denke immer Win/Win
Vielleicht kurz am Rande: Ich hatte vor ein paar Jahren ein Vorsingen für eine feste Stelle am Theater Augsburg. Ich habe wirklich sehr gut gesungen, mich sehr gut gefühlt am Audition-Tag, nette Gespräche mit der Studienleitung und den anderen Sängern, die allerdings nicht für die feste Mezzostelle vorsangen. Ich bin von der Bühne abgegangen und hat ein rund um wohliges Gefühl. Umso schlimmer war dann der Anruf der Agentur mit der Absage.
Meine Stimme sei ja schön und groß, allerdings die Höhe noch ausbaufähig.
Heute, wenn ich in den Prinzipien von Covey denken, hieß es einfach Win/Win oder No-Deal. Dass es zum No-Deal kam heißt nicht, dass der Stimme grundsätzlich abgesagt wurde und dass meine Stimme verloren hat. Es hieß einfach nur No-Deal. In diesem Prinzip kann man sagen, okay, let’s try it again!
Damals konnte ich das nicht. Jedes nicht gelungene Vorsingen war wie noch ein weiterer Verlust. Manchmal sagen das auch Kollegen aus der anderen Perspektive zu einen: Ach, die haben ja total was verloren dich nicht zu engagieren. Aber im Grunde sind wir doch eine große Musikerfamilie und es kam einfach nicht zur Kollaboration – aus verschiedensten Gründen.
Also, hier noch einmal: Immer schön WIN/WIN oder NO-Deal denken… auch im Übrigen für die Sachen, die man annimmt!
Gewohnheit Nummer 5 hat dann mit Empathie-Bewusstsein zu tun: Suche zunächst zu verstehen und dann dass man dich versteht.
Die eigene Bewusstseinsebene muss sich also nach außen wenden zu dem anderen. Covey beschreibt hier die Natur des psychologischen Raums (eigentlich etwas sehr unterbewusstes). Wenn man zunächst zuhört ist dieser Raum ausgefüllt und menschliche Nähe steht über dem eigenen Zielen. In diesem Raum des aktiven Zuhörens kann es sehr befreiend sein nicht alles gleich auf seine eigene Autobiografie zu beziehen, sondern einen wahren Austausch miteinander zuzulassen.
Empathie ist laut Covey der Schlüssel zur wahren Kreativität und Erneuerung des Miteinanders. Denn nur mit Empathie wird es gelingen so zusammen zu arbeiten, so dass einzigartige Synergieeffekte entstehen, die nachhaltig sind und eine ganze Generation prägen und Einzigartiges schafft.
Hierbei gilt der Grundsatz: Schätze die Unterschiede und kreiere einen dritten Weg daraus
Darauf aufbauend ergibt sich die 6 Gewohnheit nach Covey: sei synergetisch
Das klingt auch wieder so wie eine Flosskel; sei proaktiv, sei synergetisch… Oh je. Aber wie beim Wörtchen proaktiv, das mit pro=vorausschauend und aktiv = tätig zu tun hat; hilft uns der Blick auf die Wortherkunft
Syn- zusammen
Energie – auch Kraft
Also nach dem Motto gemeinsam ist man stark oder wie Aristoteles in der Metaphysik beschrieb:
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
Wenn wir in Diskussionen ehrliche und offene Gespräche führen, eigene Gedanken miteinander austauschen und dann in einem letzten Schritt eine GEMEINSAME Antwort auf eine Fragestellung finden, dann ist das der Moment wo Synergie entsteht.
Voraussetzung dafür ist, dass Geduld und echter Austausch vorhanden ist, der von allen Parteien angestrebt wird. Das macht diese Sache mit der Synergie so unglaublich schwer. Wir sind auf ein Miteinander angewiesen.
Aber was würde das für die Musik bedeuten, wenn wir wirklich Synergien suchen und als ultimatives Ziel erreichen wollen würden? Welche Kreativität und Erneuerung würde das hervorbringen?
Ein hierarchisches von oben herab Musik diktieren würde seltener und wir würden wie bei jedem exzellenten Kammermusik-Ensemble wirklich miteinander eine gemeinsame Interpretation suchen.
Gerade jetzt, wo die Zeiten der Macho-Dirigenten, der exzentrischen Regisseure und der Opern-Divas vorbei ist, dürfen wir uns in ein neues Zeitalter des gemeinsamen Musizierens machen.
Eine kurzen kleinen Einwurf aus meinem Musikerleben:
Ich hatte wirklich großes Glück sehr früh am Schweriner Staatstheater als Kindersolistin engagiert worden zu sein. Meine erste Oper war Nohas Flut von Benjamin Britten… Ich erinnere mich, wie das Regieteam sehr intensiv über unsere Empfindungen zu den Charakteren sprach und wir gemeinsam die jeweilige Rolle erarbeitet haben. Aus heutiger Sicht würde ich behaupten, dass damals die ganze Produktion eine Mammutaufgabe von Synergien war – getragen von dem Gedanken hier etwas Großartiges zu schaffen.
Hier ein kleiner Auszug aus dem Werk:
Interessant ist, dass ich auch jetzt rückblickend denke, dass man ja als Kind oder Jugendlicher noch nicht so voreingenommen ist, so dass man sich auf eine Situation komplett einlässt. Auch hatte das künstlerische Leitungsteam keine bestimmte Erwartungshaltung an die Produktion – Ziel war es ein Bestmöglichstes, dem jeweiligen Individuen passendes Resultat zu liefern, das authentisch ist…
Und das war es. Aber natürlich lag es auch an dem Werk an sich – ein komplexes Werk, das von Opernsängern, Kindersolisten aufgeführt wird und wo selbst das Publikum mitsingen soll. Damit hat Britten sicherlich genau diesen Synergie-Effekt gesucht. Ich will euch nicht vorenthalten, was er selbst dazu gesagt hat:
Seitdem such ich in meiner künstlerischen Arbeit diese Momente des Einzigartigen.
In einer Umgebung, die geprägt ist von Zeitdruck und Leistungswahn, ist das aber häufig nicht einfach und ich kapituliere vor dieser sechsten Gewohnheit von Covey: sei synergetisch
Ja, aber wenn wir es nicht sind, wer soll sonst den Anfang machen – möchte ich dann meiner inneren Stimme zu rufen. Hier übernimmt zu häufig der Autopilot, der Google Maps aktualisiert hat, aber sich nicht fragt, ob der andere Umweg nicht viel schöner und kreativer wäre… Vielleicht würde man da Neues und Einzigartiges entdecken?
Seitdem letzten Sommer nun habe ich es mir vorgenommen diese sich aufeinander aufbauenden Gewohnheiten in den Alltag zu integrieren. Und es ist echt hart.
Gewohnheit Nr. 4 Denke WIN/WIN… ist noch möglich, aber häufig muss man über seinen Schatten springen. Zu verlockend ist es alles in Schwarz und Weiß zu denken: Verlust und Gewinn
Besser ist es immer: Okay diesmal gab’s keine Einigung, dann vielleicht nächstes Mal oder eine andere Chance tut sich auf.
Gewohnheit Nr. 5 : da muss ich zugegebenermaßen immer erst mal schauen, was war das nochmal: Achja: Irgendwas mit Empathie und Zuhören
Suche zunächst zu verstehen und dann verstanden zu werden.
Ja, das ist schon echt hart. Gerade als Musiker ist man so gewöhnt nach vorne zu preschen, seine Interpretation, seine Meinung da draußen zu platzieren. Das kostet richtig Anstrengung. Und wie ich bereits in der letzten Folge kurz angerissen habe: Wahrscheinlich ist das der Grund, warum wir vielen großen Musikern Narzissmus unterstellen.
Hier gilt es, wenn ich die Bühne betrete, oder in eine Probe gehe: Erst einmal beobachten, relax und wie Covey beschrieb den phsychologischen Raum für sich gewinnen.
Ich kenne sehr viele Sänger, die sich auf der großen Opernbühne pudelwohl fühlen, aber wenn sie in einem hell-durchleuchteten Saal vor weniger Zuhörern einen Liedabend zu singen. Das hat auch damit zu tun, dass man mutig sein muss diesen Raum für sich zu hören und das Publikum auch mitmachen zu lassen / hören zu lassen.
Komischerweise ist das vielleicht für Instrumentalisten nicht so relevant, da der Fokus auf das Instrument liegt oder nicht so sehr auf das Publikum. Als Sänger ist man natürlich viel mehr auch Darsteller und damit Vermittler… ja Mediator.
Und zur Königsdisziplin sei synergetisch: Ja, das sind wirklich Momente, die man aktiv suchen muss und Bereitschaft dafür zeigen ist auch schon ein guter Anfang.
Puh, das ist viel zu verdauen.
Coveys Bestseller heißt ja aber „7 Habits of highly effective people“
Wenn sechs die Königsdisziplin ist, dann ist die Gewohnheit Nummer 7 vielmehr ein wieder zurückkehren zu sich selbst.
Gewohnheit Nr. 7 lautet: Schärfe dein Blick!
Und zwar auf körperlicher, sozialer, mentaler und auch spiritueller Ebener.
In welchen Facetten ihr diese vier Eigenschaften auslebt, ist sehr individuell. Hierbei gilt, umso ausgeglichener ihr diese vier erlebt, umso besser.
Neulich erzählte mir eine Harfenistin, dass sie mit ihrem Sohn zu einem Turn-Wettbewerb gegangen ist einfach nur um ihm zu zeigen, dass es außerhalb der Musikerwelt auch noch Anderes gibt. Um den Blick zu schärfen also.
Wunderbar, wenn man solche Eltern hat, die daran denken! Aber auch gerade später als Erwachsener gilt es mal Dinge zu sehen oder zu machen, die man vermeintlich nicht mag oder sich nicht auskennt… Zum Beispiel habe ich ein Buch über Mathematik gekauft und ich verstehe noch sehr wenig und vielleicht werde ich auch nie so tief einsteigen.
Dennoch der Blick aus dem anderen Winkel unterstützt das Verständnis der Anderen und damit auch der musikalischen Werke, die viel zu häufig aus emotionaler Einstellung zu dem Stück oder einer bestimmten Interpretation angenähert werden.
Ein super gutes Instrument ist aber der Wochenplaner von Covey mit dem man die 7 Wege für ein glückliches Sängerleben im Auge behalten kann:
Ihr habt eine Frage dazu? Dann schreibt mir gerne einen Kommentar!
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